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Auf den Cerro Chirripó

· Costa Rica · Deutsch 

Wolken sind ja auch schon was Schönes...

Ein um zwei Monate verspäteter Artikel, aber trotzdem will ich auf jeden Fall noch etwas über unsere Besteigung des höchsten Berges von Costa Rica schreiben. Dieser ist der Cerro Chirripó, und sein Gipfel befindet sich auf 3821m. Geplant war das ganze von mir und drei anderen Freiwiigen schon ganz am Anfang im Sprachkurs, und nach dem etwas stressigen Reservierungsprozess für den Nationalpark bekamen wir schließlich einen Patz für zwei Nächte im Basecamp Anfang Dezember. Die Besteigung beginnt man meistens schon sehr früh am Morgen, sodass man gegen Mittag bei dem Basecamp ankommt, nach 14 Kilometern in einer Höhe von etwa 3300m. Zur Spitze des Berges geht es dann noch etwa sechs Kilometer, die man meistens früh am nächsten Morgen bestreitet, um von der Spitze aus den Sonnenaufgang zu bewundern. Um die Erfahrung zu gut wie es ging auszunutzen, beschlossen wir gleich, zwei Nächte oben zu verbringen.

Wir trafen uns also bereits am Samstag, den 7.12. zu viert im Dorf San Gerardo am Fuße des Berges, und verbrachten eine sehr kurze Nacht in einem AirBnb. Um 3 Uhr morgens ging es dann los, warm eingepackt und mit jeweils etwa 15 Kilogramm an Gewicht auf dem Rücken. Schießlich hatten wir nicht nur jede Menge Essen dabei, sondern auch einiges an Klamotten, da es oben doch sehr kalt wird. Die ersten Kilometer waren schon direkt extrem anstrengend. Langsam liefen wir uns aber ein, und as wir nach sieben Kilometern die Zwischenstation erreichten, waren wir bester Stimmung. Die zweite Hälfte sollte jedoch deutlich schwieriger sein, und gerade die letzten paar Kilometer holten dann nochmal alles aus uns heraus. Nach elf Kilometern verließen wir den Wald und betraten den Paramó, einen wunderschönen Biom der sich durch seine sehr tiefen Sträucher auszeichnet. Schon hier merkten wir, dass das Wetter eventuell nicht auf unserer Seite sein sollte. Es wurde windig, ab und an ein leichter Nieselregen, und über und um uns herum zogen sich die Wolken zu. Gleichzeitig wurde der Weg steiniger und schwerer, und die Erleichterung war umso größer, as wir gegen 13 Uhr endlich das Basecamp erreichten. Wegen des Wetters hätte es sowieso keinen Sinn mehr, von hier aus noch irgendwo hin zu gehen, und wir selbst waren absolut fertig, also verbrachten wir den Rest des Tages im Bett.

Am nächsten Morgen wachten wir erneut um halb drei Uhr auf, frühstückten und waren bereit, die letzten paar Kilometer ohne Gepäck anzutreten. Doch schon von drinnen hörten wir draußen den Wind, und den leichten Nieselregen. Auch eine größere Wandergruppe hatte sich im Gemeinschaftsraum versammelt, und als wir deren Reiseleiter fragten, ob sie nach oben gehen würden, sagte er: Nein, zu gefährlich. Wir waren kurz davor, auch aufzugeben, as wir plötzlich draußen zwei Taschenlampen vorbeilaufen sahen. Zwei Wanderer, die den Aufstieg wohl schon zig Mal gemacht hatten, und ehrlich verwirrt schienen, dass wir uns Sorgen wegen des Wetters machten. Wir beschlossen: Wenn die das machen, wird das schon sicher sein, und schlossen uns den beiden an. Die letzten paar Kilometer bestanden hauptsächlich daraus, einen einen Bach stromaufwärts empor zu klettern, und das letzte Stück war dann tatsächlich weniger Weg as Felsbekletterung. Währenddessen ragten um uns herum andere Berge und Felsen aus dem Nebel empor. Endlich kamen wir schließlich an, und standen oben auf dem Gipfel.

Die Aussicht war… bescheiden. Kleiner Kontext: An einem wolkenfreien, klaren Tag soll man wohl sowohl bis zum Pazifik, als auch zur Karibik sehen können. An diesem spezifischen Tag nun war der Berg natürlich in alle Richtungen von Wolken und Nebel umgeben. Wir konnten etwa starke zehn Meter weit schauen, der Rest war weiß. Dazu war es eiskalt, und der Wind war keine Hilfe. Also trugen wir uns nur schnell ins Gipfelbuch ein, aßen ein paar mitgebrachte Zimtsterne und gingen danach wieder nach unten.

Um acht Uhr morgens waren wir schon wieder im Basecamp. Den restlichen Vormittag verbrachten wir in Decken eingekuschelt im Gemeinschaftsraum, während nach und nach mehr neue Wanderer eintrudelten. Zwischendurch durften wir netterweise sogar den Trockner des Personals benutzen, um unsere vom Morgen durchnässten Klamotten zu trocknen. Nach dem Mittagessen schafften wir es dann doch noch, uns wieder aufzuraffen. Die Wolken hatten zumindest in der Nähe des Basecamps ein wenig aufgeklärt, und wir wollten dann doch nicht den ganzen Tag drinnen verschwenden. Als Ziel setzten wir uns die recht nahen Crestones, die wir nach etwa einer halben Stunde erreichten. Die Felsformationen waren wirklich beeindruckend. Wir folgten dem Weg noch weiter zu einem anderen Berg, und spürten, wie unsere Lebensgeister zurückkehrten, bis wir schließlich noch einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern durften. Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los, sodass wir schon um die Morgenzeit wieder unten ankamen.

Grundsätzlich ist es natürlich schon etwas enttäuschend, dass wir vom höchsten Berg Costa Ricas absolut keine Aussicht hatten. Aber wir sind natürlich Optimisten hier und ziehen das Positive aus allem. Die Berge im Nebel sahen auch sehr episch aus, und wir hatten am Nachmittag auf jeden Fall noch ein wunderschönes Erlebniss, mit einem magischen Sonnenuntergang über den Wolken und beeindruckenden Felsformationen zum bestaunen.